Jubilee
king tschubby

Reg.: Apr 2003
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quote: Originally posted by infame
willst du uns damit sagen ihre opfer habens verdient getötet zu werden?
schleyer schon.....
und für die notorischen faulpelze:
"Es gibt in der aktuellen Debatte aber ein kleines Detail, das mir auffällt.
Die konservative Lobby, die alles was mir der RAF zu tun hat, keinesfalls aufarbeiten, sondern im Keim ersticken will, schiebt die Familien der RAF-Opfer vor.
Vor allem die von Hanns-Martin Schleyer, dem deutschen Arbeitgeber-Präsidenten, dessen Entführung & Ermordung dann in der Landshut-Entführung, der Erstürmung in Mogadischu und den Todesfällen in Stammheim führte.
Es geht mir, dem Feind der Aufrechnung, da nicht um selbige.
Es geht mir nur darum, dass die RAF sich ihr wichtigstes Entführungs-Opfer natürlich sehr genau ausgesucht hatte; dass Schleyer prototypisch für das System stand, das die RAF (mit seinen untauglichen und abzulehnenden) Mitteln bekämpfen wollt; dass er nicht nur als 'Ausbeuter' (Arbeitgeberchef) und Strippenzieher, sondern auch als Vertreter der Vätergeneration herangezogen werden sollte, einer Generation, die sich in den Dienst der Nazis gestellt hatte.
Und dann muss ich immer daran denken, dass Schleyer ein Protegé des Schlächters von Prag, dem berüchtigten SS-Führer Reinhard Heydrich war, von ihm mit Spezialaufträgen von Böhmen bis Innsbruck geschickt wurde.
Und daran, dass er, Schleyer, im Mai 1945 für ein Massaker an 41 Zivilisten verantwortlich gemacht wurde.
Und dass es nie eine Anklage gab.
Und dass er, Schleyer, zu allem Überdruss die Verantwortung nie abgestritten hat.
Die RAF hatte ihn in vollem Bewusstsein entführt, einen SS-Offizier, einen Schlächter, einen Massen-Mörder.
Nur: das war ein Schuss nach hinten, in der öffentlichen Diskussion damals NIE ein Thema.
Auch zurecht: Denn erstens hatte die RAF ebensowenig wie die SS-Offiziere das Recht auf Selbstjustiz; und zweitens erpresste sie mit dieser Entführung einen gesamten Staatsapparat und drehte an der Eskalationsschraube, die wiederum Mechanismen in Gang setzte, die wir zuletzt nach dem 11.9. wieder erlebt haben: Überwachungsstaat galore.
Was damals nicht möglich war, ist aber interessanterweise auch heute noch nicht opportun. Und das trotz der Tatsache, dass mittlerweile, über 25 Jahre später, eigentlich auch die wichtigen Aspekte rundherum angesprochen werden können, ohne dass dann wieder gleich die Betroffenheitswalze losrennt.
Und es zipft mich eben weiterhin an, dass bei all den wiedergekäuten RAF-Schleyer-Geschichten das immer fehlt.
Weil ich immer, wenn ich das schon klassisch gewordene Entführungsbild sehe, das Schleyer mit dem Schild in der Hand zeigt, nie das unschuldige Entführungs-Opfer sehe, sondern immer den alten Nazi, den SS-Verbrecher, der sich aufgrund der damaligen Seilschaften zu Macht und Wohlstand im neuen demokratischen Deutschland gebracht hatte und der aus gesundem Eigeninteresse nie eine wirkliche Beschäftigung mit der Vergangenheit zuließ, was wiederum die Studentenbewegung und auch die radikale RAF zur Folge hatte.
Der gleiche Fehler wird gerade eben wieder gemacht."
hoffe das ist in der doku zur sprache gekommen....(ich bin ja arbeitssklave und kann mir so lang aufbleiben ned leisten)
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