flava
rookie
Reg.: Oct 2006
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Bullshit! Ich kann euch nicht hören!
Die Demolition Rollers auf dem Fest
So was nennt man dann Heimspiel. Die Rückkehr der Demolition Rollers auf die Mixery Bühne des diesjährigen Fest wurde gerade zu ordnungsgemäßt von einem brachialen Stahlgewitter der DJane Sanna am Ende ihres Sets eingeleitet. Die Zeichen standen also günstig. Der Platz vor der Hauptbühne war durch Seeed logischerweise so verstopft, dass der Modelbootsee mehr als nur eine Ausweichfunktion hatte. Die Demolition Rollers waren wieder auf dem Fest und selten zuvor hatten sie soviel Platz, soviel Publikum, soviel tiefe Nacht und soviel Sommer für sich zu verzeichnen.
Man möchte sich erinnern, als die Mixery-Bühne noch neben den Modelbootsee stand, als der Staub noch festgestampft wurde, und der Nachmittag die richtige Zeit für die Jungs schien. Alles war nun anders, sie waren der Topact am Samstagabend, was soviel wie der Ritterschlag war, immerhin handelt es sich um den am stärksten frequentierten Tag des Festes.
Die Demolition Rollers zeichen sich durch die kraftvolle Intensität ihres archaischen Ritus aus, der alte Zeiten heraufbeschwört, als es – wie in den alten Hillybilly-Kapellen – noch den Shouter gab, der die Tanzschritte vorgab. Der Master of Ceremony (MC) rannte hin und her, sprang auf und ab, rief das Publikum an und auf, provozierte es, forderte es, ließ es warten, beherrschte das Spiel gekonnt und wild zugleich. Die Demolition Rollers kennen die Regeln der Steigerung in einem fast beänstigendem Maß, wenn sie sich immer wieder kurz vor den Höhepunkten verschanzen, Breaks einbauen, Pausen generieren und die Tänzer scheinbar fallen liessen, um sie genau dort hin wieder zu führen, wo sie schon waren und immer wieder hinwollen.
DJ-ing kann einem Spiel gleichen, wenn sich Tänzer und DJ umgarnen und einer den anderen antreibt. Was anfangs gebrochen, abgehakt, bemüht wirkte, festigte sich zusehends, und wie eine kleine Welle hoben sich immer mehr Arme, bis in die letzten Reihe, wenn wiedermal die Forderung nach den Händen kam. Und immer und immer wieder „Bullshit! Ich kann euch nicht hören!“
Hunderte von Tänzern zeigten was Drum´n´Bass aka Jungle sein kann. Der vordergründige Stakkato in einer wahnwitzigen Geschwindigkeit, der aus Menschen Gummibälle formt, bis zu den sanften Zwischentönen, die zu einem fließenden Tanz gegen den Rhythmus auffordern.
Anderthalb Stunden engergiegeladene Performance in einer lauen Sommernacht, mit einem leichten kühlen Wind vom nahen Fluß, einem MC, der sich das T-Shirt vom Leib reißt, muskulöses Rockposing betreibt und einem DJ, der hochkonzentriert Leistungen forderte, die eine anschwellende Menschenmenge erfasste – was wollte man mehr? Nach 10jährigem Bestehen gehörte sich dieses Heimspiel in dieser Größenordnung einfach.
Autor: Andreas Allgeyer
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Bilder zu das fest 2006:
Last edited by flava on 22-10-2006 at - 15:59
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