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James Bonsch
licence 2 chill

Reg.: Oct 2001
Location: MI-6 office, vienna
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Ich hab mir das buch grad aus dem internet als pdf file runtergeladen und schon das erste kapitel über den PUR Sänger Hartmung Engler is der brüller!! Dieter zieht einfach über alle her...und das is gut so!
Ich stell jetzt hiermit mal das Kapitel über Stefan Raab online:
"Stefan Raab oder: Deutschlands heimlichster Millionär"
Ich habe schon tausendmal bei Stefan Raab auf der Couch
gesessen. Tausendmal schon bin ich von diesem Burschen
vorgeführt, abgeäppelt und verhohnepiepelt worden.
Tausendmal wollte ich den Zuschauern schon sagen: Hey,
Leute! Ich bin gar nicht so doof, wie ich immer dabei
rüberkomme! Und der gute Stefan ist auch gar nicht so spontan,
wie er immer tut.
Ich finde, es ist an der Zeit, dass ich diesem Schlitzohr mal
auf die kleinen Wurstfingerchen klopfe und ihm was von seiner
eigenen Medizin zu schmecken gebe.
Meine erste Begegnung der besonderen Raab'schen Art hatte
ich 1993 bei VIVA. Als Gast saß man da unter einer
Trockenhaube auf viel zu kleinen Hockern und musste sich voll
blöde Kommentare gefallen lassen. Aber ich hatte keine andere
Wahl. Ich musste bei Stefan antreten, denn ich wollte meinen
neusten Blue-System-Song promoten. Und VIVA war ganz
wichtig für den Erfolg einer Single.
»Klemm dir den Schwanz nach hinten, und ab durch die
Mitte, Dieter! Das überlebst du schon!«, gab mir mein Freund
Andy einen seiner berüchtigten guten Ratschläge. Der hatte gut
reden! Der musste da ja nicht hin und sich vergackeiern lassen.
Schon damals lebte Stefan nämlich davon, seine Gäste
niederzumachen und für seine Gags zu verwursten. Das meint er
gar nicht böse. Das liegt ihm einfach im Blut.
Er kommt aus einer Schlachter-Dynastie aus Köln-Sulz:
Sozusagen eine gelernte Wurst (Metzgerlehre mit Abschlussnote
eins). Und alles ist ihm scheinbar Wurst. Zudem ist er noch
ziemlich intelligent: Er erkannte gleich die riesen Marktlücke
und startete seine Karriere als TV-Schlachter. So treibt er denn
seine Schäfchen jetzt im Fernsehen zusammen, schlachtet sie
dort nach Strich und Faden aus und macht dann Hackepeter aus
ihnen. (Ich weiß, das ist jetzt ein sehr blutrünstiger Abschnitt.)
»Ssssag mal, Dieter, hassst du ein Problem mit deinen
Eiern?«, lispelte Stefan mich locker-flockig an, kaum dass ich
auf dem Hocker Platz genommen hatte. Damals hatte er nämlich
noch nicht seine komischen Kaugummi-Zahnleisten im Mund.
Da war die Lachluke noch offen, und man konnte beim Grinsen
seine Zunge sehen. »Du ssssingst ja wie ein Eunuch!«
Und ich so: »Öh…«
Stefan ließ nicht locker: »Du ssstehsst ja nur auf
dunkelhaarige Frauen: Verona, Naddel und Thomasss
Anderssss.«
Und ich so: »Äh…«
Das einzige verbrüdernde Element zwischen uns damals war,
dass wir eigentlich beide schon viel, viel zu alt für diesen Sender
waren.
Stefan hatte unsere Begegnung offensichtlich so gut gefallen,
dass er sich gleich noch einen Nachschlag holen wollte.
Ich lag gerade im Badehöschen hinter meinem Haus in
Quickborn und betrieb Hardcore-Rösting. Da machte es »Dingdong!
« vorne an der Garten-Pforte. Ich stand auf und guckte
neugierig über die Hecke - direkt in die laufende Kamera von
Stefan Raab.
»Huhu, Dieter! Wir wollten dich mal bessssuchen kommen!«
Ich hätte ihm den Hals umdrehen können. Er brach einfach in
meine Intimsphäre ein und führte mich vor. Heute ist man als
Promi solche Anschläge ja schon gewohnt. Aber damals verstieß
er gegen alle Regeln der Medienbranche. Ich war quasi sein
Versuchskaninchen. Ein beschissenes Gefühl. Mir blieb nix
anderes übrig, als ein Interview zu geben. Ich konnte schlecht
sagen: »Zisch ab! Sonst hau ich dir aufs Maul!« Das wäre unter
Garantie auf VIVA fünfhundert Mal rauf- und runtergelaufen.
Im Prinzip ist so eine Aktion nichts anderes als eine
öffentliche Vergewaltigung im Fernsehen: Jemand zwingt dich
vor laufender Kamera, etwas zu tun, das du gar nicht willst.
Das Paradoxe, das Fiese, das Hinterhältige ist: Stefan würde
sich verbieten, dass man umgedreht so was mit ihm macht.
Seine Privatsphäre ist ihm nämlich mega heilig. Deswegen trifft
er auch jede Menge Vorkehrungen und legt schlau und
hemmungslos falsche Fährten.
Auf die Frage: »Wohin fährst du eigentlich in Urlaub?«
kriegen Leute, die das nach seiner Ansicht nichts angeht, die
Antwort: »Legoland.« Guten Freunden sagt er: »Ibiza!«
Tatsächlich war er dann auf Kreta, wo er seinen dicken
Katamaran liegen hat. Hauptsache nicht selbst im Tanga-
Höschen erwischt werden.
Raab ist ein Phantom, von dem jeder meint, es zu kennen. Das
aber keiner wirklich kennt. Der einen nur das sehen lässt, was er
einen sehen lassen will. Niemand weiß, wo er wohnt. Keiner
weiß, wie seine Freundin aussieht. Er ist auf eine unheimlich
lockere Art unheimlich verschlossen.
Aus diesem Garten-Hinterhalt in Quickborn hatte ich aber
gelernt. Ich schwor mir, Stefan bei passender Gelegenheit nicht
mehr so ungeschoren davonkommen zu lassen. Diese Chance
bot sich, als Stefan mir im nächsten Jahr beim Blue-System-
Video-Dreh zu »Dr. Mabuse« seine Aufwartung machte.
Ich stand gerade auf einer windigen, acht Meter hohen
Plattform, der ich nicht so ganz traute, und markierte für die
Kameras im langen schwarzen Mantel den furchtlosen
Bösewicht. Dabei bin ich nicht ganz schwindelfrei. Ich wollte
nur den Shot möglichst schnell im Kasten haben und dann runter
von diesem Ding. Plötzlich luscherte die Visage von Raab keine
dreißig Zentimeter von mir entfernt hinter einem Pfeiler hervor,
grinste in die Kamera und machte »Huhu! Dieter! Verkühl dir
nicht die Klöten!« Dabei schwenkte er irgendwelche
Handschellen durch die Luft. Abgesehen davon, dass er da
nichts zu suchen hatte, versaute er natürlich auch die ganze
Szene.
Doch diesmal kriegte er es von mir zurück: Ich krallte mir den
Kerl, Höhenangst hin oder her. Drückte ihn mit dem Kopf über
die Brüstung und würgte ihn eine Runde. »Urrrrrrrrgh!«, machte
es unter meinen Händen, und ich war sehr zufrieden mit mir.
Ein Gutes hatte die ganze Aktion. Was sich würgt, das liebt
sich. Das mit dem Paroli- Bieten hatte Stefan wohl gefallen. Hey,
das war mal was anderes! Danach waren wir zwar immer noch
keine Freunde, aber so was wie Fernseh-Kumpels.
Ende part 1
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You expect me to talk - No, Mr.Bonsch i expect you to die...
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09-10-2003 - 14:19 |
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James Bonsch
licence 2 chill

Reg.: Oct 2001
Location: MI-6 office, vienna
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Start part 2
Als er ein paar Monate später mal wieder wie eine
Quallenplage mit seinem Team bei mir vor der Haus tür stand,
sah ich das ganz locker. Mittlerweile war ich in die Villa
Rosengarten umgezogen und hatte meine zwei zickigen,
halbwilden Hannoveraner Stuten namens Jenny und Sunny
hinterm Haus auf der Koppel stehen.
»Komm, lass uns Rodeo spielen!«, schlug Stefan vor. Er
wusste, dass das auf dem Bildschirm gut kommen würde. Denn
er hat immer die Quote im Auge, dafür tut er alles: Bungee-
Springen. Mit einem Sportflugzeug Loopings fliegen, bis er
kotzt. Sich beim Boxen das Nasenbein brechen lassen und
bluten wie eine angestochene Sau. Und eben auch seinen
Hintern auf halbwilde Pferde setzen, auch wenn er gar nicht
reiten kann.
Ist die Kamera nicht an, ist Stefan übrigens ein ganz anderer
Mensch. Nicht schnodderig, ungehobelt und verletzend, sondern
supernett, aufmerksam und lieb. Dann kommen solche Sätze
wie: »Mensch, Dieter, Kumpel, du weißt doch, wie das ist im
Fernsehen! Da muss man halt mal auf die Kacke hauen. Nimm
mir das bloß nicht krumm! So was mein ich nie persönlich!«
Allerdings hat er mir verboten, das zu sagen, ich solle ihm
bloß nicht sein Schweine-Image versauen. Tue ich aber jetzt
trotzdem.
Doch zurück zum Rodeoreiten. (Kamera dabei natürlich die
ganze Zeit an, versteht sich.)
Stefan hangelte sich an Jenny hoch, die nervös rumtänzelte,
wütend mit dem Schweif schlug und versuchte, nach seinem
Hintern zu schnappen.
Kaum hatte er es in den Sattel der buckelnden Stute geschafft,
wollte er mit einem fetten Grinsen wissen: »Wo ist denn hier das
Gaspedal?« Da haute er ihr auch schon mit Karamba die
Absätze in die Seiten. Völlig gaga, völlig lebensmüde. Prompt
peste Jenny mit ihm über die Koppel.
»Hey, wo bleibst du denn, Dieter?«, brüllte mir Stefan
fröhlich über die Schulter zu. »Ich brauch doch auch noch ein
Lasso!«
Zu meiner ewigen Verwunderung schaffte es dieser tollkühne
Verrückte sogar, oben zu bleiben.
Für die Karriere tut Stefan wirklich A-L-L-E-S. Er kultiviert
zwar das Image des lustigen Sponti-Chaoten, der die Sachen
nimmt, wie sie kommen. Der aus jedem zufälligen Wort, aus
jedem Zwischenfall mal eben einen Gag und Treffer macht.
Aber die Wahrheit ist: Das ist alles vorher generalstabsmäßig bis
ins Detail geplant. Wie er was macht. Wo er was sagt. Wann er
auf welche Hupe drückt. Richtig harte Arbeit. Genauso
produziert er auch seine Hits. »Böörti, Böörti Vogts« und
»Maschendrahtzaun« sind keine bierlaunigen Zufalls Produkte,
sondern wahre marketingtechnische Bravour-Stückchen.
Das begriff ich aber erst, als er mir mal hinter den Kulissen
von »TV Total« vorschlug: »Komm, Dieter, ich besuch dich
demnächst mal ganz zufällig auf einem Modern-Talking-
Konzert! Dabei kommen wir ganz zufällig in der Garderobe so
ins Singen. Das spiele ich dann ganz zufällig hundert Mal in
meiner Sendung. Dazu kommt ganz zufällig eine CD raus. Und
ganz zufällig verdienen wir beide dann auch noch eine
Mörderkohle.«
Für diese schlitzohrige Idee wollte er auch noch ganz zufällig
eine Horrorbeteiligung am Gewinn haben. Nee, danke, dachte
ich mir. Für deinen Micker-Anteil zieht er dich dann auch noch
großzügig durch den Kakao.
Überhaupt: Was Kohle angeht, ist Stefan der härteste
Geschäftsmann, der mir je über den Weg gelaufen ist. Knallhart
und rücksichtslos fightet er um jeden Euro.
Mit seiner Schallplattenfirma »Edel« hat er unglaubliche
Deals ausgehandelt. Er nutzt deren Vertriebsstrukturen fast wie
ein parasitärer Trittbrettfahrer. Sie stellen für ihn seine CDs in
die Läden. Dafür kriegen sie gerade mal ein paar Prozent vom
Gewinn. So verdient er pro Platte, schätze ich mal, das
Zwanzigfache von dem, was ich verdiene.
Um mit dieser von ihm sorgfältig und liebevoll gepflegten
Illusion endgültig und ein für alle Mal aufzuräumen: Stefan
Raab ist nicht irgendein angestellter Comedian-Hansel von Pro
7. Stefan ist Multi Multi-Millionär. Seine ausgefransten T-Shirts
und abgeschnittenen Hemden sind nur Tarnung. Genau wie bei
Otto Waalkes. Dem würde auch keiner seinen eigenen
Hubschrauber-Landeplatz hinterm Haus zutrauen und seine
tausend Luxus-Autos.
Stefan ist an der Produktionsfirma »Brainpool«, die »TV
Total« und andere Formate produziert, beteiligt. Mit »TV Total«
wiederum promotet er Produkte und Produktionen von
»Brainpool«. Ein sehr schöner, in sich geschlossener Kreislauf,
um den ich ihn sehr beneide. Er nutzt die ganze
Wertschöpfungskette aus. Ganz unbemerkt und im Verborgenen
hat Stefan da eine geniale kleine Gelddruck Maschinerie
entwickelt. Von der Idee bis zum fertigen Produkt, inklusive
Marketing, Werbung und Verkauf, bleibt alles in einer einzigen
Hand - nämlich seiner. So hat er in unglaublich kurzer Zeit ein
Riesen-Vermögen angehäuft.
Nur mit seinem letzten ehrgeizigen Projekt, mit dem er auch
den Zeitschriften-Markt erobern wollte, ist er kläglich
gescheitert: Seine eigene TV-Zeitschrift namens »TV-Total«
floppte gnadenlos. Für ihn egal. Den Millionen-Verlust zahlte er
mal eben aus der linken Hosentasche.
Natürlich ist sein Kontostand immer auch abhängig von den
Aktienkursen: Denn mit seiner Firma »Brainpool« ist er an
VIVA beteiligt. Nun ist der VIVA-Börsen-Kurs zurzeit
bescheiden. Früher brachte eine Aktie stolze dreißig Euro, heute
dümpelt sie irgendwo bei vier Euro. Deswegen ist Stefan zurzeit
»nur noch« ein paar Millionen Euro schwer.
Manchmal wünsche ich mir auch so einen kleinen Stefan in
mir. Sein Lebensmotto ist einfach geil: Ich bin der Größte, I'm
the best. Fuck the rest.
Mit diesem speziellen Raab-Faktor wäre mein Leben
vielleicht auch manchmal einfacher. Oder doch nicht?
Stefan, du bist genial! Und vielen Dank, dass du mich zu
deinem Messias gemacht hast.
In Ehrfurcht: dein Pop-Titan.
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Stilistisch kein meilenstein aber unterhaltsam 
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09-10-2003 - 14:20 |
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sp33dD3m0n
crista galli
Reg.: May 2002
Location: Vienna
Posts: 149 |
YEAH Bolen rox!
"ich lass mir von keiner Frau was sagen, ausser von der vom Navigationssystem!" :D
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Das beste Modell einer Katze ist eine Katze! Am besten die selbe!
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10-10-2003 - 08:53 |
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The time is now - 15:11 (CET) |
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